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Denkendorfer Erlachsee wird wegen Instandsetzungsarbeiten abgelassen
Die Arbeiten sichern Qualität des Naturschutzgebiets
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Der Denkendorfer Erlachsee wird Ende Oktober abgefischt und für Instandsetzungsarbeiten vorübergehend trockengelegt. Über den Winter bleibt das Naturschutzgebiet leer, bevor es voraussichtlich 2026 wieder mit Wasser befüllt und mit heimischen Fischen besetzt wird.
Der als Naturschutzgebiet ausgewiesene „Denkendorfer Erlachsee“ wird Ende Oktober abgefischt und vorübergehend abgelassen. Mindestens über den Winter bleibt der See leer. Während dieser Zeit führt das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) verschiedene Instandsetzungsarbeiten aus. Der Dammweg wird während dieser Zeit gesperrt. Im Laufe des nächsten Jahres soll der See dann wieder mit Wasser befüllt und die heimischen Fischarten eingebracht werden.
Der Denkendorfer Erlachsee ist kein natürlicher See, sondern ein künstlich mit einem Damm aufgestauter und ablassbarer Weiher. Wird er nicht gepflegt, wächst er allmählich zu und verlandet. Da der Erlachsee aus Naturschutzgründen erhalten und die Artenvielfalt weiter gefördert werden soll, wird er in längeren Zeitabständen abgelassen. Das regelmäßige Ablassen war auch schon während der traditionellen Nutzung als Fischweiher üblich. Der Schlamm kann dann austrocknen und sich zersetzen. Die Arbeiten schaden dem Naturschutzgebiet nicht und werden im Winter durchgeführt, wenn die Tier- und Pflanzenwelt weniger störanfällig ist. Hauptziele der Maßnahme sind die Entschlammung, das Abfangen nicht heimischer Fischarten und die Reparatur des defekten „Mönchs“. Dabei handelt es sich um einen Schacht im Wasser, der mit einer Ablassleitung am Grund des Sees verbunden ist und zum Ablassen des Sees dient. Aufgrund der langen Zeitspanne seit dem letzten Ablassen des Erlachsees sind die Bretter des Mönchs marode und müssen dringend ersetzt werden.
Zunächst fischt Personal des RPS den Erlachsee ab. Der Einbau einer Fischreuse am Auslauf des Erlachsees in den Erlachgraben soll verhindern, dass Kleinfische aus dem See geschwemmt werden. Im Rahmen des Abfischens sollen auch die nicht heimischen, illegal ausgesetzten Sonnenbarsche entnommen werden, da sie den Bestand einheimischer Jungfische und Insekten beeinträchtigen. Der Fang, soweit gebietsheimisch, wird in Abstimmung mit der Fischereibehörde in anderen Stehgewässern in der Umgebung ausgesetzt. Anschließend wird der Erlachsee abgelassen. Dazu werden die Staubretter aus dem „Mönch“ herausgezogen. Der Wasserspiegel wird langsam gesenkt, damit möglichst wenig Sediment aufgewirbelt wird und in den Erlachgraben gelangt.
Während der See leer ist, nimmt das RPS verschiedene Instandsetzungsarbeiten vor. Der „Mönch“ erhält neue Staubretter und es wird ein Gitterkäfig eingebaut, der verhindern soll, dass Treibgut in den „Mönch“ gelangt und diesen verstopft. Außerdem wird der Damm mit Hilfe eines Drahtgeflechts vorsorglich gegen Grabversuche des Bibers gesichert. Diese Maßnahme hat sich bereits in anderen Naturschutzgebieten bewährt. Das Drahtgeflecht wird in kurzer Zeit überwachsen.
Wann der See wieder mit Wasser befüllt – im Fachjargon „bespannt“ – wird, hängt vom Zustand des Sees ab und wird nach dem Ablassen des Sees vom Naturschutz-Fachreferat des RPS entschieden. Sollte die Schlammauflage im Spätwinter nicht genug abgebaut sein, wird der See nicht nur „gewintert“, also im Winter trockengelegt, sondern auch noch im folgenden Sommer. Spätestens im Herbst 2026 soll der Erlachsee aber wieder mit Wasser gefüllt und mit heimischen Fischarten besetzt werden.
Hintergrundinformationen:
Der Denkendorfer Erlachsee ist eine der wenigen Naturinseln auf den Fildern und ein Lebens- und Rückzugsraum für Tier- und Pflanzenarten, die aus der intensiv bewirtschafteten Feldflur verdrängt wurden. Daher hat das Regierungspräsidium Stuttgart den See und seine nähere Umgebung 1989 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Alte Weiden, Pappeln, Eschen und Schwarz-Erlen am Seeufer bieten Bruthöhlen für Fledermäuse, Vögel und Insekten. Der See samt eines kleinen Erlen-Bruchwalds und eines Schilfröhrichts beherbergt zahlreiche Wasservögel, Amphibien und Insekten. In diesem Naturschutzgebiet befinden sich 145 Pflanzen- und 90 Tierarten. Die Erdkröte hat hier eines der größten Vorkommen im Landkreis Esslingen. 43 Vogelarten und 23 Libellenarten wurden festgestellt, zum Beispiel Sumpfrohrsänger und Große Königslibelle.
Die Entstehung des Erlachsees reicht viele Jahrhunderte zurück. Mönche des Klosters Denkendorf legten den See im Jahr 1129 zur Karpfenzucht an. Eine feuchte Senke riegelten sie mit einem Damm ab. Nach der Säkularisation des Klosters 1535 kam der Erlachsee in den Besitz der Staatsforstverwaltung. Diese verpachtete den See als Fischgewässer und verkaufte das umliegende Land an Landwirte. Um den Ertrag zu steigern, wurde der feuchte Boden drainiert. 1963 wurde die bis dahin in einem offenen Graben zum See abfließende Quelle gefasst und zusammen mit Drainageleitungen unterirdisch in den See geführt. Im Winter 1980 ließ die damalige Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Stuttgart den Erlachsee ausbaggern und entschlammen. Nach der Ausweisung als Naturschutzgebiet 1989 legte man die südlich des Weihers gelegene Quelle wieder frei und verwandelte den an dieser Stelle bis zum Ufer reichenden Acker in eine Brachfläche. Seit die Düngung in der umgebenden Wasserschutzzone eingeschränkt wurde, ist die Nitratbelastung des Sees deutlich gesunken. Beim Ausbau der angrenzenden Landesstraße baute das Straßenbauamt ein Amphibien-Leitsystem mit Zäunen und Krötentunnels auf, damit Kröten, Frösche und Molche nicht überfahren werden. Dem Erlachsee benachbarte, kleinere Tümpel, ebenfalls für die lokale Amphibienfauna – vor allem Erdkröten – bedeutend, wurden bereits im letzten Jahr im Auftrag des Referats für Naturschutz- und Landschaftspflege des RPS entschlammt. Durch die zusätzliche Entfernung beschattender Gehölze konnte hier wieder eine größere, besonnte Wasserfläche geschaffen werden.
Mehr Informationen zu Naturschutzgebieten sind auf dem gemeinsamen Themenportal der Regierungspräsidien Baden-Württemberg unter rp.baden-wuerttemberg.de/themen > Umwelt > Naturschutzgebiete abrufbar.
Bild: Naturschutzgebiet Denkendorfer Erlachsee. Foto: Ulrike Kreh (JPG)