Lesezeit:
Hochwasserschutz in Neckartenzlingen fertig gestellt
Einweihung der Hochwasserschutzeinrichtungen durch Abteilungspräsident Maxion und Bürgermeisterin Braun
Lesezeit:

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit konnten die Hochwasserschutzeinrichtungen in Neckartenzlingen fertig gestellt werden. Die Gemeinde am Neckar verfügt jetzt über einen hundertjährlichen Hochwasserschutz einschließlich eines Klimazuschlags. Abteilungspräsident Maxion und Bürgermeisterin Braun weihten die Einrichtungen heute feierlich ein.
Achim Maxion, Leiter der Abteilung Umwelt im Regierungspräsidium Stuttgart, und Melanie Braun, Bürgermeisterin der Gemeinde Neckartenzlingen, haben heute zwei Schwarzpappeln gepflanzt und damit feierlich die Hochwasserschutzeinrichtungen entlang des Neckars ihrer Bestimmung übergeben. So wurden die Hochwasserschutzeinrichtungen an den Ufern des Neckars und im Mündungsbereich der Erms auf einer Länge von ungefähr 3,6 Kilometern ertüchtigt und erhöht. Die Bürgerinnen und Bürger sind nun besser gegen ein hundertjährliches Hochwasser einschließlich eines 15-prozentigen Klimazuschlags geschützt. Der Klimazuschlag besagt, dass Klimaforscher und Hydrologen davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren durch Klimaveränderungen mit ungefähr 15 Prozent Mehrabfluss und damit noch höheren Wasserständen in dieser Region auszugehen ist.
„Der Schutz vor Hochwasser ist eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Mit vereinten Kräften haben wir in Neckartenzlingen nun einen zukunftsfähigen Hochwasserschutz geschaffen. Das gibt den Menschen hier mehr Sicherheit – heute und für kommende Generationen. Aber: Einen absoluten Schutz vor Hochwasser kann es nicht geben. Deshalb sind auch Bürgerinnen und Bürger dazu angehalten, zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen“, betonte Abteilungspräsident Achim Maxion, der Regierungspräsidentin Susanne Bay bei der Einweihung vertrat.
Bürgermeisterin Melanie Braun sagte: „Nach mehrjähriger und intensiver Planungs- und Genehmigungszeit können wir heute ein bedeutendes Infrastrukturprojekt erfolgreich abschließen. Die Bauphase verlief reibungslos und in bemerkenswert kurzer Zeit – insbesondere im Vergleich zu der langen Genehmigungsdauer. Diese müssen dringend beschleunigt werden. Ich freue mich sehr, dass unsere Bürgerinnen und Bürger nun über einen modernen und wirkungsvollen Hochwasserschutz verfügen. Dieses Projekt stärkt die Sicherheit unserer Gemeinde nachhaltig und ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz von Menschen, Eigentum und Lebensqualität.“
Zu Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2023 wurde zunächst mit der Erhöhung der Hochwasserschutzmauern entlang der Stuttgarter Straße und In der Steige begonnen. Im Anschluss an diese Arbeiten wurde der Hochwasserschutzdamm entlang des Höllbachs im Bereich des Gewerbegebietes erhöht. Diese Baumaßnahme ist vor allem deshalb notwendig, weil im Falle eines Hochwassers der Neckar in den Höllbach zurückstaut und damit angrenzende Bereiche ohne Hochwasserschutz überflutetet würden. Dieselben Bedingungen liegen auch im Bereich der Ermsmündung vor, wo es durch den Rückstau des Neckars bei Hochwasser zu Überflutungen im Mündungsbereich der Erms kommen könnte. Um dies zu verhindern, musste auch das linke Ermsufer durch bauliche Maßnahmen gegen Überflutungen bei einem hundertjährlichen Hochwasser geschützt werden.
In den Hochwasserdamm entlang der Neckarstraße wurde eine Spundwand zur Abdichtung eingerammt. Speziell diese Baumaßnahme war zeitweise mit viel Lärm und Erschütterungen verbunden, wodurch die Anliegerinnen und Anlieger entsprechend stark belastet wurden.
Innerhalb der letzten zwölf Monate wurde auch das Gebiet „Im Wasen“ gegen ein hundertjährliches Hochwasser geschützt. Mit diesen letzten Arbeiten konnte der Hochwasserschutz am Neckar in Neckartenzlingen nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit schließlich zum Abschluss gebracht werden.
Land und Gemeinde haben mit diesem Gesamtprojekt rund 5 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert. Der Gemeindeanteil beträgt dabei ungefähr 1,8 Millionen Euro.
Engstelle an Erms beseitigt
Im August 2025 wurde zusätzlich auch eine noch verbliebene Engstelle an der Ermsstraße am rechten Flussufer beseitigt. Ein dort vorhandener Geräteschuppen konnte schon vor zwei Jahren von der Gemeinde abgebrochen werden. Damit wurde nach dem Bau der Flutmulde im Jahre 2004 der an der Erms bereits bestehende Hochwasserschutz nochmals deutlich verbessert.
Das Land Baden-Württemberg plant in den kommenden Jahren die Gewässerökologie an der Erms zu verbessern. Dazu soll die jetzige Flutmulde vom Anfang unterhalb der Rundsporthalle bis zum Ende an der Straßenbrücke über die Erms Am Kelterplatz in ein wasserführendes Gewässer umgebaut werden. Die jetzt noch wasserführende Erms soll dann in diesem Abschnitt trockengelegt und nur noch bei Hochwasserabfluss beaufschlagt werden. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat hierzu einen Planungsauftrag öffentlich ausgeschrieben und wird die Planungsleistungen noch in 2025 vergeben. Sobald konkrete Planungsunterlagen vorliegen, werden die Gemeindeverwaltung, der örtliche Gemeinderat und zu gegebener Zeit auch alle interessierten Bürgerinnen und Bürger umfassend darüber informiert.
Hintergrundinformationen:
Anlässlich der Einweihung pflanzten Abteilungspräsident Achim Maxion und Bürgermeisterin Melanie Braun zwei Bäume einer Art, die zu den seltenen und gefährdeten Baumarten zählt: Schwarzpappeln, oder auch Populus nigra. In der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen (Deutschland und Baden-Württemberg) wird die Wildform der Schwarzpappel als „gefährdet“ eingestuft. Vielerorts ist sie lokal ausgestorben. Hauptgrund ist die Zerstörung natürlicher Flussauen, ihrer Lebensräume. Aber auch der Anbau von Hybridpappeln ist ein Grund für Ihren Rückgang. Diese Kreuzung aus der Kanadischen und Europäischen Schwarzpappel wurde zur Steigerung des Holzertrags im letzten Jahrhundert überall gepflanzt.
Schwarzpappeln gehören zu den Weidengewächsen und sind zweihäusig, das heißt es gibt männliche und weibliche Bäume. Die hier gepflanzten beiden Schwarzpappeln stammen aus der Neckarlinie und ergänzen die Restpopulationen am Neckar und seinen Nebenflüssen.
Eine Schwarzpappel kann bis zu 30 Meter hoch werden, einen Stammdurchmesser von 2 Metern erreichen und ihr Wuchs ist oft knorrig. Als Weichholzart kann sie 150 und in seltenen Fällen sogar bis zu 300 Jahre alt werden.
Foto der Einweihung der Hochwasserschutzeinrichtungen, Quelle: RP Stuttgart (jpg)