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Naturschutz

Landschaftspflegetag im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“

Beim Landschaftspflegetag standen der Rückschnitt alter Streuobstbäume und die Pflege von Steinriegeln im Mittelpunkt.

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Rund 40 Helferinnen und Helfer reduzierten im Rahmen des Landschaftspflegetags im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“ Gehölze, um Steinriegel wieder freizulegen

Rund 40 freiwillige Helferinnen und Helfer engagierten sich am 18. Oktober 2025 im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“ für den Erhalt der Kulturlandschaft und zur Förderung der Artenvielfalt.

Am 18. Oktober 2025 fand der diesjährige Landschaftspflegetag im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“ bei Schlattstall statt. Bereits zum vierten Mal kamen rund 40 freiwillige Helferinnen und Helfer zusammen, um einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und zur Förderung der Artenvielfalt zu leisten. Veranstaltet wurde der Pflegeeinsatz vom Regierungspräsidium Stuttgart, dem Naturschutzzentrum Schopflocher Alb sowie der Gemeinde Lenningen in Kooperation mit der Obst- und Gartenbauberatung des Landkreises Esslingen. Im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion standen die Pflege von Steinriegeln (längliche Aufschichtungen von Lesesteinen) sowie der Rückschnitt alter Streuobstbäume am Pfingstberg. 

Regierungspräsidentin Susanne Bay sagte anlässlich des Landschaftspflegetags: „Die Landschaftspflege in unseren Naturschutzgebieten braucht viele Partner. Mein herzlicher Dank gilt allen, die die Streuobstwiesen und Steinriegel gepflegt haben, aber auch allen, die diese Flächen naturverträglich bewirtschaften. Und er gilt auch denjenigen, die das Naturschutzgebiet betreuen und derartige Aktionen organisieren. Sie alle leisten einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Nur so können die Lebensräume vieler schützenswerter Pflanzen und Tiere langfristig erhalten und die biologische Vielfalt gefördert werden.“

Erste Landesbeamtin Dr. Marion Leuze-Mohr betonte: „Das Naturschutzgebiet ist ein Gebiet der Superlative. Umso wichtiger ist es, dass wir dieses Gebiet nicht nur erhalten, sondern auch pflegen und für die schützenswerten Tier- und Pflanzenarten optimieren.“

Pflege von Streuobstwiesen und Steinriegeln

Die Streuobstwiese ist ein prägendes Element der Kulturlandschaft auf der Schwäbischen Alb und zugleich ein Ort der Artenvielfalt. Sie bietet einen Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter viele seltene und gefährdete wie Steinkauz, Wendehals, Siebenschläfer oder verschiedene Wildbienenarten. Doch ohne regelmäßige Pflege, etwa durch den Schnitt alter Bäume, drohen diese ökologisch wertvollen Flächen zu verbuschen und ihre Funktion als Lebensraum zu verlieren. Durch den gezielten Rückschnitt wird die Vitalität der Bäume gefördert, Licht gelangt wieder in die Wiesen und typische Pflanzenarten der mageren Standorte können sich erneut ausbreiten.

Auch die Steinriegel am Pfingstberg, die durch das mühsame Auslesen von Steinen aus früherer landwirtschaftlicher Nutzung entstanden, sind ökologisch besonders wertvoll. Als Wärmespeicher bieten sie ideale Bedingungen für wärmeliebende Tiere wie Eidechsen, Insekten und Reptilien. Werden die Steinriegel von Gehölzen überwachsen, geht dieser Lebensraum jedoch verloren. Durch das gezielte Zurückschneiden der Hecken, das sogenannte „auf den Stock setzen“, werden die Steinriegel wieder geöffnet und können ihre Funktion als Lebensraum für licht- und wärmeliebende Arten erneut erfüllen.

Das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb und Landwirt Christoph Röhner organisierten die vorbereitenden Arbeiten. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützten insbesondere beim Entfernen des Gehölzschnitts, der anschließend vom Bewirtschafter abtransportiert wurde.

Dr. Marion Leuze-Mohr, Erste Landesbeamtin, Michael Schlecht, Bürgermeister Lenningen, und Dr. Susanne Bonn, Referat Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Stuttgart, dankten bei der offiziellen Begrüßung allen freiwilligen Helferinnen und Helfern für ihren engagierten Einsatz. Besonderer Dank galt auch den Kooperationspartnerinnen und -partnern Jens Häussler (Obst- und Gartenbauberatung), Sonja Berger (Naturschutzzentrum Schopflocher Alb) und Landwirt Christoph Röhner für die fachliche und organisatorische Unterstützung.

Hintergrundinformationen:

Das Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal mit Seitentälern ist mit 593 Hektar das größte Schutzgebiet im Landkreis Esslingen und eines der bedeutendsten im Regierungsbezirk Stuttgart. Es umfasst beeindruckende Talschlüsse, über 60 Höhlen, artenreiche Buchenwälder, Magerrasen, Streuobstwiesen, Feuchtgebiete und markante Kalkfelsen. Viele dieser Lebensräume sind auf eine gezielte Pflege angewiesen, um nicht durch natürliche Sukzession verloren zu gehen.

Einzigartige Arten wie das Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans), das als Unterart „elegans“ weltweit nur auf der Schwäbischen Alb vorkommt, sowie seltene Pflanzen, wie die Pfingstnelke, Zwergmispel oder das bleiche Knabenkraut, haben hier ihre letzten Rückzugsorte. Das Gebiet ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und gehört zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Seit 1996 wird der Landschaftspflegetag jährlich vom Naturschutzzentrum Schopflocher Alb gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Stuttgart und weiteren regionalen Partnern veranstaltet. Ziel des Aktionstags ist es, praktische Naturschutzarbeit zu leisten und gleichzeitig das Bewusstsein für die Bedeutung von Pflege und Erhalt unserer Kulturlandschaft zu stärken.

Mehr Informationen zu Naturschutzgebieten sind auf dem gemeinsamen Themenportal der Regierungspräsidien Baden-Württemberg > Umwelt > Naturschutzgebiete abrufbar.

Fotos (Quelle: Susanne Bonn):
Bild 1: Rund 40 Helferinnen und Helfer reduzierten im Rahmen des Landschaftspflegetags im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“ Gehölze, um Steinriegel wieder freizulegen. (jpg)
Bild 2: In mehreren Gruppen halfen die rund 40 Freiwilligen beim Landschaftspflegetag im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“, das Schnittgut der alten Obstbäume zusammenzutragen. (jpg)

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