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Zwischen Baum und Biber – Koexistenz im Lebensraum Wald
17. Treffen der Biberberatenden beleuchtete Zusammenspiel von Bibermanagement und Waldbewirtschaftung
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Wie gelingt das Zusammenleben von Mensch, Wald und Biber? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 17. Treffens der ehrenamtlichen Biberberatenden im Regierungsbezirk Stuttgart. Rund 100 Fachleute diskutierten, wie sich die positiven Effekte der Biberaktivität für Artenschutz, Wasserhaushalt und Klima bestmöglich nutzen lassen.
Wälder und Biber leisten gleichermaßen wertvolle Beiträge für Umwelt und Gesellschaft. Während der Wald zentrale Ökosystemleistungen für Klima, Wasserhaushalt und Artenvielfalt erbringt, schafft der Biber durch seine Tätigkeit neue Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Das Miteinander von Baum und Biber birgt jedoch auch Herausforderungen – sowohl aus wirtschaftlicher als auch ökologischer Sicht.
„Der Biber ist sowohl Herausforderung als auch Chance für unsere Wälder“, sagte Regierungspräsidentin Susanne Bay. „Nur mit einem regelmäßigen und offenen Austausch können wir die tatsächlichen Probleme erkennen und gemeinsam praxistaugliche Lösungen erarbeiten“, so Bay weiter.
Beim diesjährigen Treffen der ehrenamtlichen Biberberatenden des Regierungsbezirks Stuttgart, das am 17. Oktober 2025 im Dorfgemeinschaftshaus in Boxberg-Kupprichhausen stattfand, ging es daher um die Frage, wie ein nachhaltiges Zusammenwirken von Bibermanagement und Waldbewirtschaftung gelingen kann. Ziel der Veranstaltung war es, Wege aufzuzeigen, um die positiven Effekte der Biberaktivität für Artenschutz und Wasserhaushalt – insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel – bestmöglich zu nutzen und zugleich praxistaugliche Lösungen für den forstlichen Alltag zu entwickeln und zu diskutieren.
Regierungspräsidentin Susanne Bay zeigte sich erfreut über die rege Teilnahme am 17. Treffen der ehrenamtlichen Biberberaterinnen und -berater im Regierungsbezirk Stuttgart. Sie würdigte deren langjähriges Engagement und begrüßte den guten Fachaustausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen.
Regierungspräsidentin Bay betonte: „Unser Bibermanagement funktioniert auch deshalb so gut, weil die Verantwortung auf vielen Schultern ruht. Das Zusammenspiel zwischen dem Regierungspräsidium, den unteren Naturschutzbehörden, den Biberbeauftragten und den ehrenamtlichen Biberberatenden ermöglicht eine schnelle und vor allem fachgerechte Lösungsfindung“.
Grußworte sprachen zudem Florian Busch, erster Landesbeamter des Main-Tauber-Kreises, sowie Heidrun Beck, Bürgermeisterin der Stadt Boxberg.
Das jährliche Treffen der Biberberatenden wird vom Referat 56 „Naturschutz und Landschaftspflege“ des Regierungspräsidiums Stuttgart in Kooperation mit einer unteren Naturschutzbehörde des Regierungsbezirks organisiert. Ziel der Veranstaltung ist die fachliche Fortbildung und Vernetzung der ehrenamtlich Aktiven im Bibermanagement. Neben Vorträgen bietet das Treffen Raum für Austausch, Diskussion und praxisorientierte Ansätze. Ein konstruktiver Austausch über Anforderungen, Lösungen und Handlungsspielräume im Umgang mit dem Biber im Wald – für mehr Biodiversität, stabile Ökosysteme und ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur.
In diesem Jahr kamen rund 100 Teilnehmende aus dem Regierungsbezirk Stuttgart sowie aus Bayern, Hessen, der Schweiz und Österreich zusammen. Im Mittelpunkt standen die Schnittstellen zwischen Arten- und Flächenschutz im Wald, die Bedeutung des Wasserhaushalts, die Ziele der Waldbewirtschaftung sowie Fragen der forstlichen Nutzung und Planung. Am Nachmittag folgte eine Exkursion in ein nahegelegenes Biberrevier.
Hintergrundinformationen:
Seit Ende der 1990er-Jahre kehrt der Biber nach Baden-Württemberg zurück. Die Population wird derzeit auf rund 11.700 Tiere geschätzt. Aufgrund seiner Lebensweise ist eine exakte Erfassung schwierig; eine flächendeckende Erhebung liegt bislang nicht vor.
Für Fragen rund um den Biber steht ein landesweites Netzwerk bereit: Neben den unteren Naturschutzbehörden unterstützen zwei Bibermanager des Regierungspräsidiums Stuttgart sowie über 100 ehrenamtliche Biberberaterinnen und -berater in den Landkreisen vor Ort. Die Einsatzgebiete sind vielfältig – von der Konfliktberatung über Baumschutzmaßnahmen bis hin zu Exkursionen in Biberreviere.
Ein wirksames Instrument im Bibermanagement ist ein ausreichend breiter, extensiv genutzter Gewässerrandstreifen. Er dient nicht nur dem Biber, sondern auch dem Gewässer, dem Grundwasser – und letztlich dem Menschen selbst.
An vielen Flüssen, Bächen und Weihern hat der Biber Lebensräume geschaffen und damit die biologische Vielfalt gefördert. Gleichzeitig kann seine Aktivität zu Nutzungskonflikten führen, etwa wenn er Bäume fällt, Wasser staut oder Dämme untergräbt. Das landesweite Bibermanagement setzt daher auf frühzeitige Beratung und Konfliktvermeidung. Materialkosten für Präventivmaßnahmen – etwa Drahthosen zum Schutz von Bäumen oder Sicherungen von Ufern und Dämmen – können übernommen werden. Auch die Extensivierung von Flächen in Gewässernähe wird über die Landschaftspflegerichtlinie gefördert.
Das Faltblatt „Bibermanagement im Regierungsbezirk Stuttgart“ ist kostenlos beim Regierungspräsidium Stuttgart und bei den Landratsämtern erhältlich.
Fotos des Treffens, Quelle (RP Stuttgart)
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