Zum Inhaltsbereich Zur Hauptnavigation

Lesezeit:

Teilen via:

Naturschutz

50 Jahre Naturschutzgebiete Steinhäusle und Schmalenberg

Regierungspräsidentin Bay: „Ein halbes Jahrhundert unberührte Natur – Bannwälder zeigen die Dynamik echter Urwälder“

Lesezeit:

Teilen via:

Auswaschungen im Stubensandstein (Grotten) sind typisch für das Naturschutzgebiet Steinhäusle

Vor 50 Jahren wurden die Naturschutzgebiete Steinhäusle und Schmalenberg im Rems-Murr-Kreis ausgewiesen – seither dürfen sich dort Natur und Wald ungestört entwickeln. Die beiden Bannwälder zeigen eindrucksvoll, wie echte Urwälder entstehen: mit alten Baumriesen, Totholz und einer einzigartigen Vielfalt an Moosen, Farnen und Pilzen. 

Gleich zwei Naturschutzgebiete im Rems-Murr-Kreis feiern Jubiläum: Seit 50 Jahren stehen die Gebiete „Steinhäusle“ im Murrhardter und „Schmalenberg“ im Welzheimer Wald unter Schutz. 

Regierungspräsidentin Susanne Bay sagte: „Die beiden Gebiete Steinhäusle und Schmalenberg wurden wegen ihrer unberührten Wälder, eindrucksvollen Felsenlabyrinthe und reichen Moos- und Farnflora als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Mit ihrem Totholz sind sie auch einzigartige Biotope für Pilze, Flechten und viele Tierarten. Nach fünf Jahrzehnten als Bannwald und Naturschutzgebiet zeigt sich hier zunehmend die Schönheit und der Artenreichtum echter Urwälder.“

Naturschutzgebiet Steinhäusle

Das rund 20 Hektar große Naturschutzgebiet Steinhäusle nördlich von Kaisersbach verdankt seinen Namen den charakteristischen Felsformationen im Stubensandstein, die höhlenartige Dächer, sogenannte Grotten, bilden. Die Quellbäche des Pfaffenbachs durchschneiden im Schutzgebiet die Stubensandsteinschichten und haben schroffe Felsenklingen geschaffen. Weichere und härtere Gesteinsschichten wechseln ab, sodass die vom Wasser leicht auswaschbaren Stellen Nischen und Grotten zurücklassen, während die harten Sandsteine Gesimse, Grottendächer und Wasserfallbänke bilden.

Der Wald besteht wird hauptsächlich von Buchen und Tannen geprägt. In dem urwüchsigen Wald ist der Pflanzenreichtum aufgrund der vielfältigen Standorte, von luftfeuchten Klingen bis zu trockenen, sandigen Hangpartien, enorm. Besonders reich ist die Farn- und Moosflora, zum Beispiel mit Gelapptem Schildfarn, Schuppen-Wurmfarn, Peitschen- und Rotstängelmoos. Ungeheuer vielfältig ist die Pilzflora: Fachleute registrierten 347 Großpilze, von denen die meisten auf Holz und vor allem auf Totholz gedeihen. Nicht zu übersehen ist der Rotrandige Baumschwamm, der bis zu 30 Zentimeter breit und zehn Zentimeter dick werden kann. Für Fledermäuse bilden die Felsnischen und Grotten wertvolle Quartiere.

Naturschutzgebiet Schmalenberg

Nur rund sechs Kilometer südwestlich des „Steinhäusles“ liegt das Naturschutzgebiet Schmalenberg. Fährt man vom Weiler Schmalenberg Richtung Laufenmühle, bricht der Bergrücken auf einmal steil zur Wieslaufschlucht ab. Der Steilhang ist von V-förmigen Kerbtälchen (Klingen) durchzogen. Quellaustritte, Rutschungen, Hangabrisse und ein urtümlicher Tannen-Buchenwald bestimmen das Bild. 

Bereits 1970 wurde der Wald zusammen mit einem Teil der Wieslaufschlucht, zum Bannwald erklärt. Wie im Naturschutzgebiet Steinhäusle ist auch hier der Anteil an Alt- und Totholz sehr hoch und Grund für die beeindruckende Artenvielfalt. Denn das absterbende und sich zersetzende Holz bietet wertvollen Lebensraum für eine Vielzahl von Moosen, Flechten, Pilzen, Vögeln, Käfern und Schmetterlingen – darunter oftmals gefährdete Arten.

Hintergrundinformationen: Bannwälder in Baden-Württemberg:

Bannwälder gibt es in Baden-Württemberg seit 1911. Richtungsweisend wurde deren Schaffung aber erst im Europäischen Naturschutzjahr 1970. In diesem Jahr wurden auch die Bannwälder „Steinhäusle“ und „Schmalenberg“ ausgewiesen. 

Seither findet dort keine Nutzung mehr statt, die Natur ist sich selbst überlassen. Die Bäume bleiben bis zu ihrem natürlichen Lebensende erhalten, Totholz bleibt stehen oder liegen. Für die Verjüngung sorgt die Natur selbst: Aus den Samen der Bäume oder durch neue Triebe aus dem Wurzelstock wachsen junge Bäume nach. Spannend und nur in einem Bannwald zu beobachten ist, welche Baumarten sich auf Dauer halten können und dann vorherrschen. Im Naturschutzgebiet Steinhäusle zeichnet sich nach 50 Jahren bereits ab, dass die Buche im Lauf der Zeit die Oberhand gewinnen wird, weil sie hier konkurrenzfähiger ist. Wie bei kaum einer anderen Baumart wachsen junge Buchen auf geeignetem Untergrund im Schatten heran. Andere Baumarten haben da kaum eine Chance, weil die Buche jede Lücke mit ihrem Kronendach sofort schließt und anderen Baumarten das Licht nimmt.

Hinweise für Besucherinnen und Besucher:

In den Naturschutzgebieten Steinhäusle und Schmalenberg gilt: Das Verlassen der Wege ist nicht gestattet. Beide Gebiete sind ohnehin nicht zum Wandern geeignet. Im Steinhäusle sind die früheren Wege und Pfade verfallen und mit umgestürzten Bäumen gespickt. Die Gefahr von Astbruch ist sehr groß – nicht nur bei Sturm, sondern auch nach längerer Trockenheit, denn dann werfen alte Bäume vermehrt Äste ab. 

Von den Forstwegen rund um das Steinhäusle hat man jedoch gute Einblicke in den Bannwald, besonders vom Schlossmühlweg, wo dieser den Pfaffenbach quert und die Klingen des Steinhäusles zusammentreffen. Einen Eindruck vom Naturschutzgebiet Schmalenberg erhält man von dem Verbindungssträßchen zwischen Laufenmühle und Schmalenberg. Der von der Fahrstraße abzweigende Forstweg „Brunnenweg“ führt etwa 200 Meter durch den nördlichen Teil des Schutzgebiets. Auch hier ist Vorsicht geboten: Äste können jederzeit herabfallen und Bäume umstürzen. Der Aufenthalt erfolgt daher auf eigene Gefahr.

Bild 1: Auswaschungen im Stubensandstein (Grotten) sind typisch für das Naturschutzgebiet Steinhäusle. Foto: Ulrike Kreh (jpg)

Bild 2: Naturschutzgebiet und Bannwald Schmalenberg: ein von V-förmigen Kerbtälchen zerfurchter Hang mit zahlreichen umgestürzten Bäumen. Foto: Ulrike Kreh (jpg)

Bild 3: Die Fruchtkörper des Zunderschwamms besiedeln einen toten, noch stehenden Baumstamm. Foto: Ulrike Kreh (jpg)

Bild 4: Der Rotrandige Baumschwamm fällt durch seinen roten Rand auf und kann 30 Zentimeter breit werden. Foto: Ulrike Kreh (jpg)

Zurück