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Das Naturschutzgebiet „Köpfertal“ wird 40 Jahre alt
Regierungspräsidentin Bay: „Das Köpfertal ist für den Schutz der dortigen Tier- und Pflanzenwelt unverzichtbar“
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Im unteren Köpfertal wechseln sich Wiesen, Feuchtgebiete und Wald ab. Das teils bewaldete, „dunkle Thal“ im Oberlauf inspirierte schon 1811 den Dichter Ludwig Uhland zu seinem romantischen Gedicht „Der Köpfer“. Der Flurname „Köpfer“ leitet sich wahrscheinlich von den umgebenden Bergköpfen Büchelberg, Saubuckel und Braunberg und ist kein Hinweis auf eine Richtstätte. Auch heute noch hat das Köpfertal trotz der nah gerückten Bebauung viel Ursprüngliches und Romantisches bewahrt, auch dank der Ausweisung als Naturschutzgebiet.
Das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) hat heute (8. August 2025) das 40-jährige Bestehen des Naturschutzgebiets „Köpfertal“ gefeiert. An der Veranstaltung nahm auch Regierungspräsidentin Susanne Bay teil. Bei einer naturkundlichen Führung konnten sich die geladenen Gäste selbst ein Bild von dem stadtnahen Naturschutzgebiet machen.
„Mit dem „Köpfertal“ haben die Heilbronnerinnen und Heilbronner ein Naturschutzgebiet vor der Haustür, das viele naturkundliche, geschichtliche und kulturelle Besonderheiten bietet. Als Bindeglied zwischen den Grünzügen der Stadt und dem bewaldeten Keuperbergland hat es vor allem eine große Bedeutung für den Schutz naturnaher Lebensräume mit deren seltener Pflanzen- und Tierwelt und auch für die Naherholung – das eine schließt das andere nicht aus. Ich danke allen Erholungssuchenden dafür, dass sie so respektvoll mit dem „Köpfertal“ umgehen“, so die Regierungspräsidentin Bay.
Lebensraum für Amphibien und Vögel
Das Naturschutzgebiet „Köpfertal“ trägt zum Überleben zahlreicher, teils seltener und in ihrem Bestand gefährdeter Tier- und Pflanzenarten bei. Die Feuchtgebiete, darunter der Köpferstausee und einige Teiche, machen das Köpfertal zu einem wichtigen Lebensraum für Amphibien wie Erdkröte, Grasfrosch, Bergmolch und Gelbbauchunke. Im oberen Teil des Tals lebt der Feuersalamander, dessen Larven sich nur in sauberem und sauerstoffreichem Wasser entwickeln. Das findet er hier im Köpferbach. Auch 75 verschiedene Vogelarten finden im Köpfertal Heimat, darunter der blauschillernde Eisvogel und die Gebirgsstelze, die an ihrem gelben Bauch und dem langen, wippenden Schwanz gut erkennbar ist. Die Misteldrossel frisst im Winter, wenn Schnee liegt und der Boden gefroren ist, die Früchte der Weißbeerigen Mistel hoch in den Bäumen der Bachaue.
Beim Spaziergang durch das Köpfertal begegnen Besucherinnen und Besucher vielen historischen Zeugnissen: dem Köpferbrunnen, der am Fuß einer Kapelle hervorsprudelt, einem Waldpavillon, Brücken aus Schilfsandstein, Grenzsteinen, Resten von Dämmen und ehemaligen Fischteichen. Das Naturschutzgebiet „Köpfertal“ bewahrt also auch geschichtliche und kulturelle Besonderheiten für die nächsten Generationen.
Naturschutz und Naherholung erfordern ein gutes Miteinander
Das „Köpfertal“ und die umgebenden Wälder sind auch Naherholungsgebiet der Stadt Heilbronn. Damit der Lebensraum der zahlreichen Tier- und Pflanzenarten nicht gestört wird, ist es wichtig, dass sich Erholungssuchende naturschonend verhalten. So ist das Sammeln von Pflanzen jeglicher Art – also auch von Bärlauch – verboten, weil das Verlassen der Wege zu Trittschäden an der Pflanzenwelt und zur Störung der Tierwelt mit ihren vielen seltenen Arten führt. Zudem gilt im gesamten Heilbronner Stadtwald, also auch im Naturschutzgebiet, eine Leinenpflicht vom 1. April bis 15. Juli, da der Wald in dieser Zeit eine Kinderstube für Wildtiere ist. Leider können Hunde auch außerhalb dieser Zeitspanne Vegetation und Tiere abseits der Wege beschädigen und stören, weshalb sie im Naturschutzgebiet nicht abseits der Wege laufen sollten.
Hintergrundinformationen
Das Gebiet im „Köpfertal“ wurde am 16. Januar 1985 vom Regierungspräsidium Stuttgart als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Mit dem Schutzzweck der Erhaltung des „Köpfertals“ mit seinen bedeutenden Feuchtgebieten, seinem naturnahem Schluchtwald und einer Felsklinge als Lebensräume einer artenreichen Flora und Fauna. Das Gebiet erstreckt sich über 32 Hektar und liegt im Übergang der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge zum Neckarbecken in einer Höhenlage von 190 bis 280 Metern über dem Meer. Der Boden des „Köpfertals“ besteht aus Schilfsandstein und Gipskeuper. Das Naturschutzgebiet ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.
Naturschutzgebiete stellen die höchste Schutzgebietskategorie nach Bundesnaturschutzgesetz dar. Sie stehen an der Spitze des nationalen Schutzsystems. Sie schützen vorrangig besondere Landschaften sowie seltene Pflanzen-, Tierarten und Lebensräume. Auch wissenschaftliche oder kulturelle Gründe können zur Ausweisung führen. Aktuell gibt es 259 Gebiete mit rund 15.641 Hektar Fläche, was etwa 1,5 Prozent der Fläche des gesamten Stuttgarter Regierungsbezirks entspricht. 0,89 Prozent der Fläche des Stadtkreises Heilbronn nehmen Naturschutzgebiete ein.
Die Größen im Regierungsbezirk Stuttgart variieren stark – von der 0,2 Hektar kleinen „Hülbe am Märtelesberg“ bis zum 1.331 Hektar großen „Eybtal“. Jedes Gebiet unterliegt dabei speziellen Regeln die in einer Rechtsverordnung festgelegt sind. In diesen werden unterschiedliche Gebote und Verbote geregelt; über die wesentlichen Verhaltensregeln informieren Schilder an Ort und Stelle.
Viele Naturschutzgebiete lassen sich besuchen: Manchmal führen die Wege nur am Rand entlang, oft aber auch mittendurch. Die Naturschutzverwaltung bewegt sich hier nicht selten auf einem schmalen Grat zwischen dem erforderlichen Schutz von Lebensräumen für seltene Pflanzen- und Tierarten einerseits und dem Interesse von Naturfreunden und Erholungsuchenden andererseits. Deshalb unsere Bitte: Respektieren Sie die für jedes Naturschutzgebiet individuell festgelegten Regelungen; achten Sie auf die Schilder an den Zugängen zu den Gebieten. Helfen Sie mit, dass diese Perlen unserer Landschaft mit ihrem großen Artenreichtum auch für unsere Kinder und Enkelinnen und Enkel erhalten bleiben.
Mehr Informationen zu Naturschutzgebieten sind auf dem gemeinsamen Themenportal der Regierungspräsidien Baden-Württemberg unter www.rp.baden-wuerttemberg.de > Umwelt > Naturschutzgebiete abrufbar.
Publikationen
Das Faltblatt „Naturschutzgebiet Köpfertal“ ist über das Regierungspräsidium Stuttgart oder die Stadt Heilbronn erhältlich.