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Geflüchtete

Zehn Jahre LEA Ellwangen: Heimat auf Zeit für über 65.000 Geflüchtete (Ostalbkreis)

Regierungspräsidentin Bay: „Danke an alle Beteiligten für ein Jahrzehnt Engagement, Respekt und Menschlichkeit“

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Festakt in der LEA Ellwangen

Nach mehr als zehn Jahren Betrieb schließt die vom Regierungspräsidium Stuttgart betriebene Landeserstaufnahmeeinrichtung in Ellwangen zum Jahresende. Über 65.000 Geflüchtete fanden hier seit 2015 ihre erste Unterkunft in Deutschland – und Unterstützung bei ihren ersten Schritten in Deutschland.

Gemeinsam mit Beschäftigten, Ehrenamtlichen, ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Wegbegleitern fand heute (7. November 2025) die Abschiedsfeier in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Ellwangen nach über zehn Jahren ununterbrochenem Betrieb statt. 

„Seit über zehn Jahren betreibt das Regierungspräsidium Stuttgart für das Land die LEA Ellwangen. Hier hatten über 65.000 Geflüchtete ihren ersten Aufenthalt in Deutschland. Heute feiern wird über zehn Jahre Landeserstaufnahmeeinrichtung Ellwangen – und gleichzeitig den Abschied von der LEA, die wir zum Jahresende schließen müssen. Damit endet für uns als Regierungspräsidium, für viele Beschäftigte und Ehrenamtliche ein bewegtes Kapitel, ein bewegtes Jahrzehnt“, sagte Regierungspräsidentin Susanne Bay. 

Die LEA Ellwangen war Teil der Reaktion auf die großen Flüchtlingszugänge in Deutschland im Jahr 2015, als das Land kein ausreichend ausgebautes System an Erstaufnahmeeinrichtungen hatte. Ursprünglich für fünf Jahre konzipiert, waren nun über zehn Jahre lang geflüchtete Menschen aus aller Welt zu Gast in Ellwangen. Dies war auch dank der Bereitschaft der Stadt Ellwangen und des Ostalbkreises möglich. 

„Allen Beteiligten möchte ich für ihr Engagement und ihre Leistungen danken, die in über zehn Jahren in der LEA Ellwangen erbracht wurden. Besonders hervorheben möchte ich die besondere Haltung, die in der LEA von allen gelebt wurde und im Leitbild des Gewaltschutzkonzeptes festgehalten ist“, betonte Bay.

In der LEA wurde ein respektvoller und wertschätzender Umgang gelebt, bei dem die Grund- und Menschenrechte geachtet und Gewaltfreiheit sowie Chancengleichheit für Frauen und Männer gefördert wurde. Die Einrichtung unterstützte Menschen bei ihren ersten Schritten in einem neuen Land. „Trotz vieler Herausforderungen seit der Inbetriebnahme im April 2015 kam es zu keinen schweren Verletzungen oder gar Todesfällen. Hierfür bin ich sehr dankbar“, sagte die Regierungspräsidentin. „Die Einrichtung hat sich vielmehr durch ein vorbildlich umgesetztes Gewaltschutzkonzept und das respektvolle Miteinander zwischen Beschäftigten und Geflüchteten einen hervorragenden Ruf im Bereich der Flüchtlingsaufnahme erworben“, so Bay weiter.

Dank an alle Beteiligten

Die motivierten Beschäftigten – ob vom Land selbst oder von den Dienstleistern – schafften es von Anfang an, ein flexibles System zu etablieren, um auf die sich ändernden Anforderungen zu reagieren. Hierfür war auch die Unterstützung von Landkreis und Stadt sowie den vielen Ehrenamtlichen essenziell.

Wenige Monate nach der Inbetriebnahme war die maximale Belegungsgrenze der LEA Ellwangen erreicht. In der Spitze wurden im Spätsommer 2015 wöchentlich rund 1.000 Menschen aufgenommen. Die Herausforderung bestand darin, die Menschen zu registrieren, zu untersuchen, unterzubringen, zu verpflegen und medizinisch zu versorgen, während sie mit Respekt als Individuum und Persönlichkeit behandelt wurden. 

Im Jahr 2020 kam es in der LEA zu einer großen Infektionswelle durch das Corona-Virus. In einer Einrichtung mit über 600 Menschen kam es zu einer mehrwöchigen Quarantäne. Dies machte eine gravierende Umorganisation der LEA innerhalb weniger Tage erforderlich. Während dieser Zeit durften die Bewohnerinnen und Bewohner die LEA nicht verlassen, Mahlzeiten wurden in Form von Lunchpaketen ausgegeben, Freizeitangebote mussten entfallen. 

Im Februar 2022 kamen die ersten Geflüchteten nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine in die Einrichtung; über 5.000 ukrainische Geflüchtete wurden aufgenommen und auf die Kommunen „verteilt“. Auch dies gelang aufgrund einer vorbildlichen Zusammenarbeit verschiedener Behörden. 

„Die LEA Ellwangen wird zum Jahresende geschlossen, aber das Regierungspräsidium Stuttgart wird sich nicht aus der Migrationsarbeit zurückziehen. Es gibt in unserem Regierungsbezirk Erstaufnahme-Einrichtungen in Giengen, Kornwestheim und Sindelfingen mit über 1.000 Plätzen für Geflüchtete. Es ist zu befürchten, dass es in der Welt immer wieder Konflikte gibt, aufgrund derer Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen. Daher hoffe ich sehr, dass wir die vielen Erfahrungen aus Ellwangen – auch aus der schwierigen Zeit der Überbelegung – möglichst bald in eine Folgeeinrichtung im Stuttgarter Regierungsbezirk einbringen können“, betonte Bay.

Hintergrundinformationen: 

In der LEA Ellwangen hatten über 65.000 Geflüchtete ihren ersten Aufenthalt in Deutschland, darunter rund 5.000 Geflüchtete aus der Ukraine. Die stärksten Herkunftsländer sind in Ellwangen Syrien, Türkei, Nigeria, Kamerun und Afghanistan.

Broschüre „Zehn Jahre LEA Ellwangen“ (pdf)

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